Handball Aktuell

Erstellt am Samstag, 06. Juli 2019

Männer 1 | Neue Herausforderung für Sascha Ilitsch

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Sascha Ilitsch coacht den TV Weilstetten | Foto: Moschkon

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Der Trainer des TV Weilstetten im großen Interview

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Die Oberliga-Handballer des TV Weilstetten haben den drohenden Abstieg in der vergangenen Saison abwenden können. Bereits zuvor stand fest, dass Sascha Ilitsch den bisherigen Übungsleiter Fabian Pick beerben wird. Gemeinsam mit René Wismar wird er nun die Geschicke der „Füchse“ leiten. Im Interview spricht er über seine neue Aufgabe.

 

Herr Ilitsch, wie kam es zum Engagement beim TV Weilstetten?

Sascha Ilitsch: Zunächst war es lange offen, ob und wie es beim HBW weitergeht. Ich habe bereits früh signalisiert, dass ich aus zeitlichen Gründen nicht mehr wie zuvor zur Verfügung stehen kann. Dennoch hätte ich mir vorstellen können, beim HBW weiterzumachen – in geringerem Umfang. Die Bereitschaft war da, allerdings habe ich auch darum gebeten, nach einer guten Alternative Ausschau zu halten. Mit Matti Flohrs Entscheidung, das Amt zu übernehmen war dann klar, dass das passt. In der Folge hat mich Steffen Müller kontaktiert und mich gefragt, wie es bei mir weitergeht und ob ich Lust hätte, beim TVW einzusteigen. Da mir der Sport noch immer viel Spaß macht, war ich offen für Gespräche und so haben wir uns letztlich geeinigt. Zwar ist der zeitliche Aufwand noch immer hoch, aber gemeinsam mit René Wismar zu stemmen.

 

2017 haben Sie Ihre aktive Karriere beendet, beim HBW Balingen-Weilstetten waren Sie zuletzt Athletik- und Co-Trainer. Nun sind Sie hauptverantwortlich. Was ändert sich für Sie?

Ich denke, gar nicht so viel. Natürlich lag die Hauptverantwortung beim HBW bei Jens Bürkle, aber ich wurde bei vielen Themen miteingebunden und nach meiner Meinung gefragt. Der größte Unterschied wird wohl sein, dass ich jetzt die Verantwortung trage, wenn die Ergebnisse ausbleiben sollten.

 

Sie haben zuvor lediglich einige Jugendmannschaften bei der JSG Balingen-Weilstetten trainiert. Inwiefern haben Sie Respekt vor dem ersten Cheftraineramt im Herrenbereich?

Der Respekt ist schon da. Daher wird es auch wichtig sein, sich mit René auszutauschen. Dennoch sehe ich mich gut gerüstet. Ich habe auch für Jens schon Teile des Trainings übernommen und Einheiten zumindest stückweise geplant. Auch beim HBW 2 habe ich das Training ab und an geleitet, als André Doster nicht da war. Neu wird nun eher sein, dass man die gesamte Trainingsvorbereitung durchplanen muss. Aber da spreche ich mich mit René ab, der die Einheiten bisher final plant – während ich die Fitnesstests durchgeführt habe. Natürlich werde ich in Zukunft auch die ein oder andere Einheit komplett allein organisieren und durchführen. Die Schwerpunkte und den Fokus legen wir aber immer zusammen fest.

 

Welche Rolle spielte ihr künftiger Trainerkollege René Wismar in der Entscheidung, das Amt zu übernehmen?

Er war schon ein wichtiger Grund. Wir kennen uns bereits sehr lange und haben zusammen gespielt, als ich mit 17 Jahren zum HBW 2 kam. Wir haben uns schon damals sofort gut verstanden. Dementsprechend haben wir auch telefoniert, als die Entscheidung ausstand und dabei wurde schnell klar, dass das passt. Es ist wichtig, dass das Verhältnis gut ist. Ich denke, wir ergänzen uns auch gut. René ist bereits deutlich länger beim TVW und kennt die Jungs und ihre Entwicklung. Ich bin neu dabei und kann das natürlich noch nicht so einschätzen wie er. Es ist einfach etwas anderes, ob man hin und wieder ein paar Spiele angeschaut hat oder die Jungs seit Jahren fast täglich sieht.

 

Wie intensiv haben Sie das Abschneiden des TV Weilstetten in den vergangenen Jahren verfolgt?

Wenn es zeitlich machbar war, bin ich immer mal wieder zu Spielen vom TVW gegangen. Sei es, um Klaus Schuldt zu besuchen oder um ehemalige Mitspieler, wie etwa Cornelius Maas, mal wieder zu sehen – wenn sie in Balingen sind. Leider war das in den letzten Jahren zeitlich aber nur selten machbar. Als dann aber infrage kam, dass ich hier mit einsteige und die Gespräche liefen, habe ich mir die Spiele öfter angeschaut und mir ein Bild vom aktuellen Stand gemacht. Ich wollte sehen, ob man hier etwas bewegen kann, und auch sehen, wie der ein oder andere Spieler tickt. Ich habe schnell festgestellt, dass das Potenzial definitiv vorhanden ist und man an vielen Punkten noch etwas rausholen kann. Es ist eine spannende Aufgabe, die Jungs weiterzuentwickeln. Ich denke, dass mannschaftstaktisch noch Luft nach oben ist. So wollen wir neben der 3:2:1- eine 6:0-Abwehr integrieren und vermehrt mit zusätzlichem Feldspieler agieren. Man wird sehen, inwiefern sich das umsetzen lässt.

 

Nun wären die „Füchse“ in der vergangenen Saison beinahe abgestiegen und haben zudem einige Leistungsträger verloren. Wie gut ist der TVW für die kommende Saison gerüstet?

Das ganz klare Ziel lautet Klassenerhalt. Natürlich wollen wir diesen am liebsten schon früher klarmachen als in der letzten Saison – aber ein anderes Ziel kann es unter diesen Umständen nicht geben. Das wäre meiner Meinung nach schon ein großer Erfolg, wenn wir das schaffen. Persönlich ist es mir auch wichtig, die Spieler individuell weiterzuentwickeln, sodass der ein oder andere vielleicht doch noch mal einen größeren Sprung macht. Ob es mannschaftlich reicht, wird man sehen.

 

Wo sehen Sie die Stärken und Schwächen des Kaders?

Eine Schwäche kann sein, dass es eine relativ neue Truppe ist. Viele erfahrene Spieler haben in den vergangenen Jahren aufgehört. Von der Aufstiegssaison sind nur noch eine Handvoll Spieler dabei – das ist schon ein großer Umbruch. Der Nachteil ist, dass die Mannschaft noch jung und eher unerfahren ist. Allerdings kann das auch in die Gegenrichtung ausschlagen, da die jungen Spieler oft befreiter aufspielen. In den ersten Trainingswochen habe ich die Jungs so kennengelernt, dass jeder alles gibt und an seine Grenzen geht. Das Potenzial und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln, ist definitiv da – das wäre bei einer etwas älteren Mannschaft vielleicht nicht so ausgeprägt der Fall. Die Spieler sind offen für die neue Abwehralternative und lernwillig, diese zu verinnerlichen. Das ist der Vorteil, dass sich neue Sachen so vermutlich besser umsetzen lassen

 

Wie gut kennen Sie die Baden-Württemberg Oberliga?

Um ehrlich zu sein: Ich kenne die Liga natürlich schon, aber es wäre vermessen, zu sagen, dass ich sie gut kenne. Ich habe mich über alte Kontakte nach Blaustein und Plochingen – wo Daniel Brack ja Spielertrainer war – und zum Beispiel auch durch Cornelius Maas erste Informationen eingeholt. Die Liga hat auf jeden Fall ein gutes Niveau, aber im Detail kenne ich die Mannschaften nicht. Umso wichtiger ist es, dass René mit dabei ist – er kennt die Liga natürlich deutlich besser. Meine Aufgabe wird es sein, mit ihm im August Videos von den Gegnern anzuschauen, damit wir uns gezielt auf die Saison vorbereiten können

 

Haben Sie sich auch mit ihren Vorgängern ausgetauscht – Ralf Bader, Klaus Schuldt und Fabian Pick?

Bisher noch nicht. Ich denke, Ralf Bader wäre mittlerweile auch zu weit weg vom Oberliga- und TVW-Alltag. Ich werde aber sicher noch bei Klaus Schuldt nachfragen, wie er die Liga einschätzt. Wir wollen natürlich so viele Infos wie möglich – der Fokus liegt aber auf unserer eigenen Arbeit

 

Bis zum Saisonstart sind es noch gut zwei Monate, die Vorbereitung für die kommende Runde läuft. Wie sieht der Fahrplan bis dahin aus?

In den ersten Wochen liegt der Schwerpunkt auf der 3:2:1-Abwehr und der Athletik. Im August haben die Jungs noch mal zehn Tage frei. Der nächste Schwerpunkt wird dann sein, die 6:0-Abwehr einzustudieren. Im geplanten Trainingslager, kurz vor Rundenstart, soll dann noch einmal alles aufgefrischt und der letzte Feinschliff geholt werden. Dann wollen wir für die Runde gerüstet sein und in den Spielrhythmus kommen

 

Wann steigt das Trainingslager und welche Testspiele sind geplant?

Das Trainingslager ist bisher noch offen. Da bin ich gerade dabei, dies abzuklären. Der Plan ist, dass es um den 24. August herum stattfinden soll. Möglicherweise müssen wir das aber noch verschieben und eine Woche früher ran. Als Testspiele bestreiten wir am 17. Juli eine Partie gegen den HBW 2 (3. Liga, Anm. d. Red.) und am 20. Juli das Vorspiel der Partie HBW 1 gegen Konstanz – da spielen wir gegen den Gastgeber aus Rottweil (Landesliga). In der zweiten Phase sind dann noch Spiele gegen Steißlingen und Fridingen/Mühlheim (beide (Württembergliga) geplant, letzteres könnte aber aufgrund des Trainingslagers noch ausfallen. Dennoch denke ich, dass wir mit drei bis vier Spielen gut für die neue Saison gerüstet sein werden.

 

Autor: Daniel Drach

 

Quelle: ZAK

 

 

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